Dienstag, 30. August 2011

Der lange Heimweg

Der zweite Band (bzw. die zweite Miniserie) des Dark-Tower-Comics setzt unmittelbar dort ein, wo der erste Band Der Dunkle Turm aufhörte. Geschildert wird die gefahrenreiche Flucht von Rolands Gefährten Alain und Cuthbert, die den bewusstlosen Roland zurück nach Gilead, die Hauptstadt von Mittwelt, bringen.

Basierte der erste Band auf den im Roman Wizard and Glass im Rückblick erzählten Ereignissen, so stammt die Story von Der lange Heimweg komplett aus der Feder von Robin Furth. Auch sonst ist das Team identisch mit dem des Vorgängerbandes: Peter David skriptet, Jae Lee und Richard Isanove zeichnen. Da gibt’s nix zu meckern: Inhaltsmäßig bietet der Band die schöne Möglichkeit, Rolands Kumpel Bert und Alain etwas näher und nicht nur in Statistenrollen kennenzulernen. Und optisch wissen mich Lees düstere Bilder, die ich seltsamerweise als statisch und filmreif-dynamisch zugleich empfinde, schwer zu begeistern.

Quasi als Anhang enthält der Band drei von Robin Furth verfasste Texte. »Willkommen im Dogan« ist eine Episode aus dem Leben von Rolands mythischem Vorfahren Arthur Eld. Mit ihrem aufgesetzten Märchenton wirkt die kurze Erzählung eher ungewollt komisch als sagenhaft. Für Dark-Tower-Fans ist sie dennoch von Interesse: Furth verfasste bekanntlich den Companion zu Kings Zyklus, und  »Willkommen im Dogan« bestätigt die Vermutung, dass sie vornehmlich damit beschäftigt ist, Kings mit den letzten Romanbänden zunehmend wirrer und verwickelter werdende Mythologie mit einer narrativen Struktur zu versehen. So wird hier einiges nachvollziehbar, was King in den Romanen auf widersprüchliche Weise ausführt oder nur andeutet. Die beiden folgenden Texte, »Die Mutanten von Mittwelt« und »Die Anrufung der Wächter« sind in erster Linie companionmäßiger Nerdstuff, der von Richard Isanove hübsch illustriert wurde. Außerdem gibt es Hintergrundinformationen über das böse Firmenimperium North Central Positronics, über Dogans und das Schloss des Scharlachroten Königs, des evil overlord aus dem Dark-Tower-Multiversum; eine nette Karte von Endwelt; sowie kurze Nachworte von Robin Furth und Peter David.

Das Schlusswort des Skripters ist besonders amüsant: Fan-Kritik an seinen Dialogen will David mit der Bemerkung abschmettern, er schreibe doch genau wie Stephen King, und wenn die Fans ihm Mecker gäben, meckerten sie in Wirklichkeit am Meister selbst rum. So gibt’s also zum Schluss sogar noch was zu lachen. Das steigert die Vorfreude auf Band III.

Der lange Heimweg von Stephen King (Idee), Robin Furth (Story), Peter David (Skript), Jae Lee & Richard Isanove (Zeichnungen) ist 2009 bei Heyne erschienen. Die Übersetzung besorgte Wulf Bergner.

Keine Kommentare:

Foto-Disclaimer

Das Foto im Blog-Header wurde freundlicherweise von Sandra Rugina zur Verfügung gestellt. Es zeigt den Bâlea-See in den rumänischen Karpaten. Alle Rechte liegen bei der Autorin.