Dienstag, 5. Juni 2012

Die Schlacht am Jericho Hill

Der fünfte Band des Dark-Tower-Comics wurde wieder von Jae Lee gezeichnet, was ich begrüßenswert finde. Lees Stil ist es vor allem, der den besonderen Reiz der Reihe für mich ausgemacht hat. Dass für den Vorgängerband Der Untergang Gileads Lees Kollege Richard Isanove, zuvor für die Kolorierung zuständig, zum Zeichenstift gegriffen hat, war zwar eine interessante Abwechslung, aber nicht unbedingt eine Verbesserung. Insbesondere gefiehl mir Isanoves Version der eigens für die Graphic Novel entworfenen Figur Aileen Ritter weit weniger gut.

Zur Story: Nachdem Gilead, der Sitz der Revolvermänner, in Verrat und Verzweiflung untergegangen ist, versuchen Roland und seine wenigen überlebenden Gefährt_innen, eine Widerstandsfront gegen John Farson und Marten Broadcloak zu errichten, den blutrünstigen Warlord und den intriganten Hofzauberer, die gemeinsam den Untergang der relativ geordneten, feudalen Welt von Rolands Elterngeneration bewerkstelligt haben. Wer Stephen Kings Romanzyklus gelesen hat, weiß, dass dieser Versuch zum Scheitern verurteilt ist und in einer tragischen letzten Schlacht mündet, die dazu führt, dass Roland in Zukunft allein eine Welt durchwandert, die nur noch in ihren Ruinen der Welt ähnelt, in der er aufgewachsen ist.

Nicht verleugnen lässt sich, dass es in Die Schlacht am Jericho Hill plotmäßig ein wenig hapert. Das mag einerseits daran liegen, dass der Band allein kaum über einen Spannungsbogen verfügt, sondern eher eine Art Coda zum dritten und vierten Band darstellt. Und andererseits gilt: Plotterin Robin Furth und Skripter Peter David hätten sich schon etwas mehr einfallen lassen müssen, um eine Geschichte, deren unmittelbaren Ausgang man bereits aus den Romanen kennt, interessant zu machen. Enttäuschend ist wiederum, dass die in Verrat aufwändig eingeführte Aileen bereits in Der Untergang Gileads weitgehend von der Bildfläche verschwindet, während sich nun endgültig offenbart, dass Furth und David mit der an sich interessanten Figur nicht viel anzufangen wussten – oder durften?

So ist Die Schlacht am Jericho Hill leider nicht viel mehr als eine Möglichkeit, von Jae Lees einzigartiger Visualisierung der morbiden Welt Rolands Abschied zu nehmen. Der sechste Band, den ich noch nicht gelesen habe, wurde wieder von Richard Isanove gezeichnet und nimmt die erzählerische Überleitung zu der Haupthandlung der Romanreihe in Angriff. Mal sehen, ob das noch was wird.

Jae Lee hat Die Schlacht am Jericho Hill gezeichnet. Richard Isanove hat sie koloriert. Robin Furth hat sich die Story ausgedacht und Peter David hat sie geskriptet. Stephen King hat seinen Namen auf die Titelseite setzen lassen. Erschienen ist der Band bei Heyne. Übersetzt hat Wulf Bergner.

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Foto-Disclaimer

Das Foto im Blog-Header wurde freundlicherweise von Sandra Rugina zur Verfügung gestellt. Es zeigt den Bâlea-See in den rumänischen Karpaten. Alle Rechte liegen bei der Autorin.