Mittwoch, 21. Dezember 2011

Ja, Virginia, die Beatles kommen vom Nerdpol ...

Neuer E-Book-Verlag für deutschsprachige Fantasy am Start: Nerdpol. Nach allem, was man so hört, soll es da um Kurzgeschichten von bereits veröffentlichten Autor_innen* gehen, die im digitalen Format für mehr als 99 Cent zum Verkauf angeboten werden. Bereits veröffentlichte Autor_innen? Mehr als 99 Cent? Wenn da nicht mal eine verborgene Agenda drinsteckt! Soll E-Books, also den Billig-Callgirls der Kulturindustrie, durch geschicktes Marketing ein seriöser Anstrich verpasst werden? Handelt es sich etwa um einen Versuch zur Kartellbildung, mit dem Ziel, ein neues Preismonopol zu etablieren? Wie steht es mit den Interessen des kleinen Mannes, dessen einziger Trost nach Feierabend in einem diskreten Stündchen allein mit Bier und Kindle-Download besteht? Wird er überhaupt noch Gehör finden, wenn E-Books plötzlich mit exklusivem Material von bekannten Namen aufwarten und ihre Preise sich in schwindelerregend kurzer Zeit sage und schreibe verdreifachen? Was sagt die Politik dazu?

Drängende Fragen, die sich wohl nur beantworten lassen, wenn man selbst mal einen Blick in diese neuartigen elektronischen Bücher wirft, von denen allerorten geredet wird. Die erste Veröffentlichung des Nerdpol-Verlags ist die von Oliver Dierssen und Ole Johan Christiansen herausgegebene Anthologie Die Untoten, mit Beiträgen u.a. von Bernhard Hennen, Thomas Plischke, Victoria Schlederer und Jonas Wolf. Eines steht jetzt schon fest, meine Damen und Herren, liebe Leser_innen: Früher hätt’s das nicht gegeben.

* Anti-Missverständnis-Fußnote: Also. Nicht die Kurzgeschichten des Nerdpol-Verlags sind bereits veröffentlicht, sondern es handelt sich um neues Material von Autor_innen, die sich bereits mit Veröffentlichungen bei richtigen, echten Verlagen bekannt und beliebt gemacht haben. Also nix mit BoD im PDF-Format, sondern nur beste Ware, wie es im Szenejargon heißt.

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Foto-Disclaimer

Das Foto im Blog-Header wurde freundlicherweise von Sandra Rugina zur Verfügung gestellt. Es zeigt den Bâlea-See in den rumänischen Karpaten. Alle Rechte liegen bei der Autorin.